Detlef Teich - 18.05.2009
Stanzen
Der Verseschmied ward arbeitslos,
drum hat er sich neu orientiert.
Nun arbeitet er feuerlos
am FlieÃ?band – es läuft wie geschmiert.
Trennt Teile nun aus Stücken blo�,
es wird nichts Neues mehr kreiert.
So ist heut Kunst im GroÃ?en Ganzen:
nicht Schmieden, sondern Stanzen.
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Detlef Teich - 15.05.2009
Terz machen
Der Krähen Krächzen – nichts, wonach wir lechzen,
Der Raben Kolken – Missklang unter Wolken,
Als Meister Hämmerlein jeden Specht sehn.
Es brüllt das Rindvieh, wird’s zu spät gemolken.
Es quiekt das Schwein, lässt man’s zu lang allein.
Es grölt das Kind mit seiner Barbie: Toll Ken!
Es stöhnt der Raucher, nimmt man ihm ein Bein.
Ein Hummer röchelt, wenn der Topf nur köchelt.
Allein der Aal ist stumm in seinem Schleim!
Ach, endlich Ruhe – und man lächelt!
Detlef Teich - 19.02.2007
Akrostichon-Sonett
über die Leiden junger Menschen beim Umgang mit Poesie in der Schule
Gedanken soll ich äu�ern jetzt und hier!
Erfassen dies Gedicht â?? von wem auch immer.
Drei Strophen â?? ach, ich hab doch keinen Schimmer.
Ich sehe nur mein leeres Blatt Papier.
Chiasmus, Klimax, Ironie, Symbol,
Hyperbel, Inversion, Paradoxon,
Tautologie, Metonomy â?? wer weiÃ?
das schon?
Alles erscheint mir sinnentleert und
hohl.
Na endlich â?? dies ist ein Gedicht,
was ich
Allein so ganz und gar sofort verstehâ??.
Literatur ist doch, wie ich hier seh,
yanz einfach zu begreifen , nich?
So nett ist dies Sonett zu mir gewesen
â??
Es war nicht falsch, es mal zu lesen.
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Detlef Teich - 05.02.2007
Lob des Internets
Hier ein kleines Akrostichon:
Monolog eines Schülers, der sein Referat vorbereitet, welches am nächsten Tag zu halten ist, von dem er glaubte, den Termin nicht mehr halten zu können, nun aber in dem Glauben bestärkt wird, es halt doch wieder zu schaffen.
Gerade fällt mir nichts mehr ein,
Oh Internet, wie bist du fein.
Ohne Dich müsst’ ich (zum Lachen!)
Gedanken mir jetzt selber machen.
Lieber klau’ ich mir ‘nen Text,
Es lebt sich so doch ganz relaxt.
Detlef Teich - 05.02.2007
Lausgeschüttelt
(Ein sozialkritisches Gedicht in Zeiten von Hartz IV)
Warum bist du so hager, Laus?
Ich wohn’ im leeren Lagerhaus!
Einst hab ich Menschen ausjeguckt,
dann hat sie’s sehr am Kopf gejuckt.
Nun find ich arme Mecker-Laus
nicht einmal mehr ‘ne lecker Maus.
Ja, früher konnt’ ich Zöpfe kaun,
Jetzt seh ich Köpfe hinterm Zaun1 .
Ach, es ist der wahre Hohn,
dass ich nicht mehr im Haare wohn’.
Und wenn ich nicht im Haare bin,
muss ich doch bald zur Bahre hin.
Dass Schuppen aussehen wie Nissen,
wer’n meine Kinder doch nie wissen.
Denn seht, mein Sohn, der arme Hopf kaut
niemandem an seiner Kopfhaut.
Ach deshalb bist du hager, Laus,
in deinem leeren Lagerhaus.
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1 Wegen der zunehmenden Arbeitslosigkeit stehen immer mehr Lagerhallen leer und die Arbeitslosen schauen über den Zaun.
Detlef Teich - 05.02.2007
Eine kleine Fingerübung. Genutzt wurde die Form des Spaltverses, bei dem ein Gedicht einen gegenteiligen Sinn ergibt, je nachdem, ob man es zeilen- oder spaltenweise liest.