Detlef Teich - 30.03.2007
Goethe in Tibet
1828, kurz nach dem Tode seines Gönners Herzog Carl August, unternahm Goethe eine ausgedehnte Reise nach Asien. Die Beschäftigung mit dem Buddhismus half ihm, die Schicksalsschläge am Ende seines Lebens zu bewältigen. So erreicht ihn 1830 im Kloster Kamtyrytoaosa die Nachricht vom Tod seines Sohnes.
Die tibetische Architektur weckte Einnerungen an die Jagthütte in Ilmenau, in der er 1780 sein Gedicht â??Wanderers Nachtliedâ?? an die Wand schrieb. Die Todesgewissheit des letzten Verses ( Warte nur balde ruhest du auch) gewann daher in Tibet eine ungeahnte Eindringlichkeit und Goehte entschloss sich zu einer Ã?berarbeitung des Textes. Goethe hatte jetzt den Mut, die Aussage des Gedichts auf ihren Kern zu reduzieren. So befreite er den Text von der Last der Konsonanten und das Gedicht wurde zu einem Zeugnis auÃ?ergewöhnlicher meditativer Kraft:
ü-e-a-e-i-e-i-u
ü-e-a-e-i-e-ü-e-u
au-ei-au
i-ö-ei-ei-e-i-a-e
a-e-u-a-e
u-e-u-au
Hören Sie hier eine der seltenen Aufnahmen, die von Goethe überliefert sind.